Missglücktes Debut

Hildur Gudnadóttier und ihre Gruppe bei der Riuhrtriennale

Für klingende Namen hat Ivo van Hofe offenbar eine Schwäche: Zum Auftakt der zweiten Spielzeit seiner Ruhrtriennale-Intendanz verführte er einen Schauspieler zum Schiffbruch mit Gesang und Tanz, und jetzt hatten wir das Missvergnügen, eine oscarprämierte isländische Komponistin und Cellistin mit ihren drei Mitstreitern ohrenbetäubend aber belanglos vorübergehen zu hören, während wir doch Tracks von ihrem neuen Album „Osmium“ erwartet hatten.

Außer Kontrolle geratene Naturkräfte fordern Menschen heraus, die „Naturgewalt jenseits musikalischer Genres“, der sich jetzt das Publikum in der Gießhalle des Landschaftspark Nord aussetzen wollte, blieb nicht spürbar. Dafür schlug den Besuchern unverhohlenes Desinteresse entgegen.

Der Klang von Hildur Gudnadóttier und ihren Mitstreitern Rully  Shabara, Sam Slater und James Ginzburg war als „musikalische Synthese aus Natur und Industrie“ angekündigt worden und ließ eine bereichernde Ergänzung der räumlichen Gegebenheiten inmitten imposanter einstiger Bauwerke der Schwerindustrie und all ihrer Maschinen erwarten. Umso enttäuschter erlebte das offensichtlich informierte, geneigte Publikum einen uninspirierten Auftritt, der aufhörte, ohne je eine erkennbare Dramaturgie gehabt zu haben. Im auf- und abwummernden Verstärkergewitter blieben die außergewöhnlichen Klänge der selbst entwickelten Instrumente wie Halldrophon, Trommel und Monochord kaum zu unterscheiden, und die menschliche Stimme des indonesischen Underground-Künstlers Rully Shabara, trat nicht als Echo der „Klangmaschinen“ an, sondern ging in einer gewaltigen Klanglawine unter.

Die „spektakuläre Lichtshow“ schließlich erschöpfte sich in roten und weißen Scheinwerfern, kurzem stroboskopischem Geflicker und gewaltig waberndem Bühnennebel – als drückte der Techniker in einem Akt des Fremdschämens anständig  auf die Tube, um die Protagonisten fürs Publikum unsichtbar zu machen.

Die „experimentelle Supergroup“ war mit Verspätung aufgetreten und verließ die Bühne nach 40 Minuten, nicht, wie angekündigt nach zwei Stunden. Wie man auf Nachfrage erfuhr, gab es ein Missverständnis über die Länge der Performance.

Irmgard Bernrieder

https://www.ruhrbarone.de/missgluecktes-debut-hildur-gudnadottier-und-ihre-gruppe-bei-der-ruhrtriennale/250523/

 

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