Farbschraffuren im Raum

"Spatien", Katharina Hinsberg
"Spatien", Katharina Hinsberg

„Spatien“ von Katharina Hinsberg im DKM-Museum Duisburg

Über Zwischenräume denkt die Stuttgarter Künstlerin Katharina Hinsberg in ihrer jüngsten Rauminstallation „spatien“ im DKM-Museum nach. Der Begriff impliziert die Gegenwart von etwas, das den Raum zerteilt, der Linie auf einem zweidimensionalen Blatt etwa. Was Wunder, dass die Zeichnerin diese Linie nun in die Dreidimensionalität überführt. Nachdem sie viele Jahre die Bedingungen und Begrenzungen ihres Mediums ausgelotet hat, tauschte sie jetzt in Gedanken den Zeichenstift mit der Schere, und ihr Strich ist der Schnitt. Ein strenges Konzept ersetzt die spontane gestische Linie.
Maschinell wurden aus orangerotem, hauchdünnen Seidenpapier fünf Millimeter breite Streifen geschnitten. Die Papiermenge – exakt 103, 73 Quadratmeter – entspricht der Grundfläche des Ausstellungsraumes. Aus den größtmöglichen Papierbögen von 70 Zentimetern Seitenlänge erdachte die Künstlerin ein endloses Band. Die 70 Zentimeter langen Stücke freilich mussten mühsam aneinander geklebt und in unregelmäßigem, meist handbreiten Abstand, an der Decke befestigt werden. Auf dem Boden sammeln sich die Farblineaturen in unregelmäßig großen Papierhaufen. Ein unaufhörliches Hinaufwuchern und Hinabsinken in einem orange leuchtenden Raum, der sich anfühlt wie das Innere einer Organismus’. Wenn der Besucher sich behutsam zwischen den Lineaturen bewegt, rascheln die Papierstreifen unbeschreiblich zart. Hinsbergs beeindruckend minimalistisches Konzept erzeugt zusammen mit der poetischen Qualität seiner Realisierung den besonderen Kick dieser Rauminstallation. Metaphorisch verleiht der „rote Regen“ dieser Arbeit ein zusätzliches Aroma, wurde doch im Jahr 2001 ein sommerliches Wetterphänomen im südwestindischen Kerala so genannt, als Partikel unbekannter Herkunft aus dem Weltall den Regen rötlich erscheinen ließen.

www.museum-dkm.de

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