Der Bildschirm des Rechners sei die Kristallkugel unserer Tage? Das magische Denken unserer Vorfahren habe sich nie verloren und treibe den Selbstdarstellungsdrang des Menschen derzeit in den Selfie-Wahn? Ich frage mich, worin der Unterschied besteht zwischen jenem Abdruck einer menschlichen Hand auf einer Höhlenwand, der wohl 40 000 Jahre alt sein mag, und den Millionen Selbstbildnissen, die im World Wide Web kursieren. Nicht in dem Trieb, sich der vergehenden Zeit entgegenzustemmen, eine Spur zu hinterlassen, den Tod zu bannen. Nein, der Unterschied liegt in der Vergänglichkeit der virtuellen Bilder: Je flüchtiger, diese künstliche Welt, umso größer scheint der Hunger, etwas von sich selbst zu sehen, sich zu erkennen. Und in 40 000 Jahren ist die Hand an der Felsenwand geblieben, die virtuellen Bilder aber haben sich in Luft aufgelöst.