Eigentlich unbeschreiblich, was Anne Teresa de Keersmaeker und ihre Rosas an diesem Abend in der Maschinenhalle der Zeche Zweckel uns zeigen. Und was Jean-Guihen Queyrasch mittendrin musiziert. Nichts weniger ist es als die innere Geometrie der Bachschen Cello-Suiten, und ein atemberaubender Pas de deux von Komposition und Choreographie.
Das Licht der untergehenden Sonne weht mit dem spätsommerlichen Abendwind durch die weit geöffneten Fenster und bildet die dritte wesentliche Komponente dieser Aufführung. Die Tänzer und Tänzerinnen bewegen sich, während sie als Solist in Dialog mit den Bachschen Klängen treten oder als Ensemble auf die Musik bezogen wie auch auf die Bewegungen der Mittänzer, die von der Helligkeit in die Dämmerung und in die Dunkelheit tanzen. Was könnte symbolischer in Szene gesetzt werden, als ihr allmähliches Verschwinden in Raum und Zeit.
Das Musizieren und das Tanzen erscheinen uns als Momente das Lebens. Wir hören Atem und die Geräusche der Sohlen auf dem Tanzboden. Anstrengung und Kunstfertigkeit. Sie tragen keine Kostüme, denn sie verkörpern keine Figuren, sie tanzen mit ihrem Körper allein. Es geht um komplexe Bewegungsabläufe und den Übergang zwischen unterschiedlichen Gesten, die Haltungen und Stimmungen ausdrücken.
Überwältigend, wie alle Tänzer sich derart konzentriert und genau bewegen, als bildeten sie einen einzigen Körper, der eine Bewegung vollzieht: Die Tänzer und Tänzerinnen liegen gemeinsam am Boden, der erste richtet sich auf, und in einem feinst abgestimmten zeitlichen und räumlichem Abstand bewegt sich einer nach dem anderen, so dass der Eindruck entsteht, eine Blüte entfalte sich in Zeitlupe.