Jazz liegt ihm am Herzen, deshalb fragt SZ-Feuilletonchef Andrian Kreye vor vier Jahren nach den Überlebenschancen des Jazz in Zeiten mangelnden gesellschaftlichen Interesses, verödeter Clubs und schwindender Erträge durch Plattenverkäufe. Ganz anders in den 60er und 70er Jahren, als Modern Jazz unter Intellektuellen zum guten Ton gehörte. Trotz seines vehementen Bruchs mit den Vorgängern ist Ornette Colemans „Free Jazz“-Album ohne diese nicht denkbar. Und das breite Publikum entdeckte Jazz oftmals erst aus einem nostalgischen Interesse heraus, was gerade in Zeiten des Internet als „Echokammer des kollektiven Pop-Gedächtnisses“ keinen erstaunt. Debatten, so Kreye, stützen sich immer auf Analysen, und Modern Jazz ist seinem Wesen nach geradezu antianalytisch: Bebop vs Big-Band-Swing-Diktat. Bei dieser Kollision wurden Kräfte frei, die den Modern Jazz (wie später den Free Jazz und Punk) aus dem Zeitlauf herausrissen und zeitlos machten. Freilich ist gerade der progressive Jazz im Wesentlichen Musik eines unwiederbringlichen Augenblicks: P u l s e. Jazz ist situativ, kann sich also auch nur live weiterentwickeln, so das Fazit.