Meine Herzenstexte sind mit den Jahren gewachsen oder überdauerten wie gepresste Blüten, Reliquien einer bestimmten Lebenszeit. Gerade die erste bewusste Lektüre hat mich so getroffen, dass sie bleibt als Evergreen: „Pünktchen und Anton“ von Erich Kästner, vorgelesen von unserer Lehrerin Frau Großmann, 1. Klasse Volksschule. Erstaunt las ich Eichendorffs Mondpoem, das etwas von mir ausdrückte, das bis dato keine Sprache hatte. Hugo von Hofmannsthals Gedichte, gefunden in Benno von Wieses Anthologie. Dann Salingers „“Catcher in the Rye“, Leonard Cohens „Beautiful Losers“, Kerouacs „On the Road“, Handkes „Angst des Torwarts . . “ (und danach habe ich ihm quasi alles vom Mund abgelesen) Jugendbücher mit 13, 14, 15 Jahren. Und dann so viele andere Texte, denen ich unermesslich viel verdanke. Ingeborg Bachmanns „Das dreißigste Jahr“ und ihr Gedicht „Die Anrufung des großen Bären“ und danach alles, was es von ihr gab. Prousts „Recherche“ in der schönen Frankfurter Ausgabe – die Erscheinungsdaten der neuen Bände waren Festtage – Valérys „Cahiers“, die Symbolisten, Eluard, Albert Camus‘ „Sisyphos“, oft gelesen, „Pest“, „Der Fremde“; Rilkes Briefe, später erst seine Gedichte. Robert Musils „Der junge Törless“, und „Mann ohne Eigenschaften, Heimito von Doderers „Strudlhofstiege“ und seine „Dämonen“, Jomes Joyces „Stephen Dädalus“ als Einstieg in seinen Odysseus-Kosmos. Pessoa, seine Texte waren mir Anlass, über mein Denken in einer fremden Sprache nachzudenken. Die Philosophen nicht zu vergessen, Heraklit und die Vorsokratiker in der Pupertät, Zarathustra und „Die fröhliche Wissenschaft“ zum Abitur hin. Im Studium Th.W. Adorno, Eric Hobsbawn, Walter Benjamin. Viel, viel . . . Weshalb ich an dieser Stelle einfach aufhöre mit dieser unsinnigen Aufzählung, die ja nur mir etwas bedeutet.