Gerade erzählte ein Freund mir von seinem Aufenthalt in Haifa Anfang der 1970er Jahre. Er forschte dort als Stipendiat unter Personen aus dem Umfeld von Walter Benjamin und lernte das greise jüdische Ehepaar K. kennen: Frankfurterin sie, er aus Wien, wo sie lebten bis Österreich dem NS-Reich einverleibt wurde. Das Paar floh nach Israel und ließ sich wie andere jüdische Intellektuelle und Künstler aus Nazi-Deutschland in Haifa nieder.
Berührend zu hören, wie diese Flüchtlinge dort ihre deutsche Welt nachzuahmen suchten, mit Biedermeiermöbeln und Ritualen. Der Bäcker in ihrem Viertel buk für auch ganz bestimmte Kuchen, die sie in Wien geschmaust hatten.
Die beiden Alten neckten sich gern. Einmal mokierte sie sich über ihn als Wiener, der Fuß sage und sein Knie meine. Und er konterte, dass man sich vom Kaffee in Deutschland seltsame Geschichten erzähle. Es werde ein Topf Wasser erhitzt und eine Kaffebohne an einem Bindfaden in den Wasserdampf gehalten . . .
Nach Kriegsende kehrten Herr und Frau K. ein einziges Mal in die alte Heimat zurück. Sie waren kaum einen Tag da, als sie auf ein Persil-Plakat stießen. Sein Slogan „Nicht nur sauber, sondern rein!“ schockierte sie derart, dass sie sofort packten und zurückreisten.