Wie webe ich mich über die individuelle Struktur des Filmschnitts hinaus in meinen Film hinein? Wie verbinde ich den Zeitraum zwischen Drehbuch, Dreharbeiten, Postproduktion und mein Jetzt? Die dreißig Lebensjahre dazwischen sollen den Film nicht überfrachten, aber Collagesplitter sollen assoziativ Stimmungen und Neigungen einbringen, Erlebnismomente aufblitzen lassen, die für mich unvergänglich sind. Deshalb habe ich angefangen, Schachteln und Schubladen zu durchfwühlen. Was bewahrte ich auf über all diese Jahre? Vergilbte Telegramme und Papierspitzen, wie sie der Konditor verwendet, Staniolpapierchen, ein knallbunter Bonbonnierendeckel, brüchiges Löschpapier, eine Karo-Zigarettenschachtel, Toilettenpapier aus der DDR sind schon abgelichtet. Es folgen alte Fotografien. Polaroids und Bildpostkarten von Freunden, die nicht mehr leben. Auf meinem Ipad bearbeite ich sie, lege sie in Schichten übereinander, zerbrösle meinen Erinnerungsstoff zu Farbkrümeln oder setze einzelne Elemente zu neuen Tableaus zusammen. Diese Arbeit beflügelt mich, weil ich mit jeder Bewegung neue Wellen von Assoziationen auslöse. Ich hoffe die Erzählung, die so entsteht, ist ähnlich schön wie ein Spinnennetz.