Es geht Richard Long immer um Zeit im Raum. Da diese sich dem Gesicht unserer Erde mit ihren Landschaften mitteilt, erkundet der Künstler diese Spuren natürlicher, außermenschlicher Prozesse, indem er sie er-wandert und trotzige kleine, auch demütige, weil ihrer Vergänglichkeit bewusste Zeichen setzt: Temporäre Skulpturen aus vorgefundenem Naturmaterial wie Holz und Stein. Sie werden sich selbst überlassen oder wieder weggewischt aus dem Gesicht eines Tals wie verspielte Ornamente. Long bewegt sich immer mit dem Zeitstrom, hält nur selten das ein oder andere Fundstück hoch, um es anderen zu zeigen. Er versucht, die maßlose, unsichtbare Zeit zu er-fassen, wenn er Treibholz sammelt und die tausenderlei unterschiedlichen Stücke so anordnet, dass ein rechteckiges Band entsteht. Das Kunstwerk als menschliche Äußerung gegen die Zumutung unser aller Zeitlichkeit. So zu besichtigen derzeit im Museum DKM Duisburg. Die Bulletins seiner Erwanderungen, sporadisch ediierte druckgraphische Blätter aus über vierzig Jahren, sind gleichzeitig im Museum Kurhaus Kleve zu sehen.
Richard Long, Mud Hand, 1984;
Wollten unsere Vorfahren vor 40 000 Jahren mit ihren Handabdrücken auf Höhlenwänden ein Zeichen ihrer Existenz setzen, gegen die Zeit, so spielen Longs Schlamm-Abdrücke mit der Idee ihres Vergehens.