Lebensmetapher

 

irgendwo bin ich nie gewesen, glücklich/ Und ohne zu wissen . . .

(e.e. cummings)

 

Peter Pabsts Installationen „Vorsichtshalber vorsichtig“ im Skulpturenpark Wuppertal

 

Lebensmetaphern

 

Ein wahres Geschenk legt Peter Pabst seiner langjährigen künstlerischen Partnerin Pina Bausch jetzt anlässlich deren 40jährigen Bühnenjubiläums zu Füßen. Der Bühnenbildner erfand auf einem Hügel über der Stadt ihres gemeinsamen Wirkens eine Doppel-Installation, die ihm direkt vom Herzen ins Hirn geschossen sein muss. Inmitten der Natur, deren unerschöpflich wechselnde Gesichter er so oft in Pina Bauschs Inszenierungen im Bühnenguckkasten aufgerufen hatte, inszeniert er drei Gedenkorte, innere und  äußere, die eine Soundscape sacht verbindet. Vom gläsernen Ausstellungskubus in Tony Craggs Skulpturenpark ist die Gartenfront der Villa Waldfrieden zu sehen, mit ihren unterschiedlich großen, teils wandhohen Fenstern. In diesem Haus, das 1954 im anthroposophischen Stil der 1930er Jahre errichtet, eigentlich selbst eine Art Kulisse darstellt, zeigt Pabst in den zwölf verschieden großen Fensterflächen Videos einzelner Inszenierungen (?).  Auf einem Steg nähert der Betrachter sich dieser leuchtenden Multivisionswand taucht ein in einen mitreißenden Bild-Klangraum, der da im Märchenwald pocht wie ein Kunst-Herz. Die Gesamtansicht aller gleichzeitig laufenden Filme ist jedoch nur aus angemessenem Abstand zu erfassen.

Rosenhügel aus der „Fensterputzer“-Inszenierung von Pina Bausch.

Von der hinteren Schmalseite des Glasgehäuses etwa, wohin die Melodien nur noch leise schwappen und den eigentümlichen Schwebezustand zwischen Werden und Vergehen, der im kahlen Geäst der mächtigen Buchen hängt, aufnehmen. Dort hat Pabst von einer Längsseite zur anderen  durchscheinende weiße Stoffbahnen gehängt, im Abstand von einem Meter etwa, die sich beim leisesten Windhauch  bewegen. Und auf diese rund 500 Quadratmeter  Gewebe wurden Worte und Sätze der Choreografin in hellgrauen Lettern gedruckt. Keine bedeutungsvollen, schon auf ihre Zitierbarkeit hin ausgesprochenen Sentenzen, sondern Bemerkungen aus dem Probenalltag der Bausch-Compagnie. Lebens- und Arbeitsnotizen. Da der Gegenstand ihrer Arbeit immer um die Gefühlswelt von Frauen und Männern kreiste, offenbaren nun diese, ohne Verlust vom mündlichen in den schriftlichen Zustand „übersetzten“ Bemerkungen über Emotion und Aktion einen bislang unerschlossenen künstlerischen Hintergrund. Ein selten gesehenes atmendes Epitaph, das unmittelbar sich verbindet mit jenem Hügel aus roten Rosenblüten in der kleineren Halle, der aus dem Stück „Die Fensterputzer“ stammt und sich hier als Skulptur emanzipiert: Natur, die in allen Stücken von Pina Bausch den gleichbleibenden, sich stets wandelnden Hintergrund bildet für Tänzermenschen, die des Lebens Sprache suchen und deren „Bewegungen“ wir folgen.

Videos von zwölf Inszenierungen der Bausch-Truppe tanzen über die Fensterflächen der Villa Waldfrieden.

 

 

Bis 28. Februar, Freitag bis Sonntag, 10 bis 17 Uhr

Tel. 049-(0)202 47898120

www.skulpturenpark-waldfrieden.de

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