Eine kleine weiße Rauchfahne am entgegengesetzten Ende der Riesenhalle und ein langsam verebbendes ohrenbetäubendes Dröhnen beendet die „Prometheus“-Aufführung in der riesigen Kraftzentrale des Duisburger Landschaftsparks Nord. Das Raumschiff vermutlich, in dem die Götter wieder in ihre himmlischen Sphären abheben . . . Einer von ihnen hat sich „erniedrigt“ und den Menschen das Feuer gebracht. Dafür muss er nun büssen.
Dort wo einst die Eisenschmelzer das deutsche Wirtschaftswunder befeuerten, wird es in 50 Jahren noch nach Kohle riechen, wenn auch Jonathan Parks Lichtinstallation museal bunte Leichtigkeit zu schlagen versucht. Umso angemessener setzt dort dieser Tage im Rahmen der Ruhrtriennale Lemi Ponifasio jene Komposition von Carl Orff nach Aischylos in Szene, die der Komponist im Unterschied zu zwei Sophokles-Dramen in altgriechischer Sprache beließ. Die altgriechischen Verse geben – selbst nicht erhaben deklamiert – für eine dieser Sprache nicht Mächtige den mannigfaltigen, unerhörten „Klängen“ dieses Abends eine bereichernde Färbung. Für 150 Minuten eröffnen sie ein eigene Welt aus beeindruckenden Singstimmen und Schlagwerkdonner, gregorianisch anmutenden zarten Chorlitaneien und Trommelwummern, aus Trompete, Xylophon, Flöte, Harfe, Trompete . . . einem überraschend fordernden Orffschen Instrumentarium. Dieses Klangepos flutetet durch einen hindurch und macht den eignen Körper zum vibrierenden Resonanzraum. Zugleich scheint der Zuschauer Zeuge eines kultischen Rituals zu sein, eines Spiels der Silhouetten und Schatten, der Spots und Wellen, der Lichtströme und Dunkelheiten, das zum Purgatorium wird, zur Seelendusche.
(Weitere Aufführungen am 21,. 23., 25. Und 27. September, jeweils 20 Uhr)