Die Repelener Kirche ist eine der ältesten am Niederrhein
Übermütig dreht der launische Märzwind Hahn und Henne mal links- mal rechtsherum. Dass es auf dem Dach zwei gefiederte Wetterboten unterschiedlichen Geschlechts gibt, ist nur eine von vielen Besonderheiten der Repelener Kirche. Eine weitere schlägt dem Besucher entgegen, wenn er durch die schwere Portaltür tritt: warme Luft. Keine muffige Eiseskälte, wie man sie aus Gotteshäusern gewöhnt ist, sondern ein
angenehmes Raumklima, das zum Bleiben einlädt. Zumal nach der Renovierung des Gotteshauses gibt es gute Gründe, sich hier aufzuhalten. Der Blick badet in ungewohnter Helligkeit. Die Empore, eingebaut während der Renovierung Anfang der 1970er Jahre, wurde entfernt, und so weitet sich der gesamte Kirchenraum vor dem Auge. Das triste Grau der Wände ist einem gedeckten Weißton gewichen. Zarte Linien zeichnen in romanisch-gotischer Farbgebung Säulen und Bögen nach, ein Puderbeige neben Rostrot. Diese Bemalung macht zudem die Gliederung des darunter liegenden Mauerwerks sichtbar. Der Orgeltisch steht rechts neben dem Altartisch, den der Künstler Kämmerer gestaltete wie auch das Taufbecken und das nur wenig erhöhte Rednerpult. Aus Metall und Holz, dessen Orangeton die Farbflecken der Glasfenster von Gisela Dreher (1976) aufnimmt. Die Beleuchtung kann per Knopfdruck den jeweiligen Erfordernissen angepasst werden.
Über eine Million Euro hat die Renovierung gekostet, das Dach allein verschlang 750 000 Euro. Für Bergbauschäden wurden von der DSK Gelder bereitgestellt, die Pfarrgemeinde trug mit Ersparnissen aus 15 Jahren ihr Teil dazu bei.
Eine Stätte des Kultus, ein Ort mit Geheimnis. Die Kelten nannten ihn nach dem Altar, wo sie dem Kriegsgott Hesus opferten „rapil ara hesi“. Daraus wurde Repelen. Im siebten Jahrhundert errichteten Christen dort eine bescheidene Kapelle, die sie dem heiligen Martinus widmeten. 1560 trat die Kirchengemeinde geschlossen zum reformierten Glauben über, das Gotteshaus war fortan evangelisch. “Die Kirche ist der Mittelpunkt unserer Gemeinschaft“, betont Uwe-Jens Bratkus-Fünderich, der rührige Pfarrer, der ernst machte mit der Kirche als Versammlungsraum (nicht heiliger Raum wie bei den Katholiken) und – ohne einen Cent Kirchensteuer aufzuwenden – zum größten Konzertveranstalter der Region wurde. Kulturangebote hält der Geistliche für den wesentlichen Teil der Kirchenarbeit. Um sie sich leisten zu können, führte er sein Modell ein: Der Eintritt ist frei, die Künstler treten ohne Gage auf, erhalten jedoch die Kollekte des Abends. So geben die Besucher ihrer Wertschätzung Ausdruck. Der Erfolg spricht für sich, das Presbyterium befürwortet Bratkus-Fünderichs Bemühungen, die auch immer darauf zielen, mit einem weit gefächerten Angebot zwischen elektronischer Musik und Krimi-Lesung unterschiedliche Zielgruppen
zu erreichen sowie lokale und regionale Interpreten zu
präsentieren. Heute drängen sich Künstler aus ganz Europa, in Repelen auftreten zu dürfen, bei der Konzeption des laufenden Programms musste der Pfarrer 100 Absagen erteilen. Andere evangelische Kirchengemeinden tun es ihm mittlerweile nach: im spirituellen Raum begegnen sich Menschen über die Musik oder das Wort.
INFO Informationen gibt es unter Ruf 02841-71923 oder www.kirche-repelen.de