Die Zeit, dieses vermeintlich unauflöslich feste Form wird immer durchlassiger. Heute flog mich eine Erinnerung an, ohne dass ich sagen könnte, woher: Wir Kinder, gerade eingeschult und schon froh über die ersten großen Ferien, die wir bei der Oma verbringen. Bei der Entrümpelung des Speichers taucht ein „Gramola“ auf. Weil sich keiner für das alte Grammophon interessiert, reißen wir es an uns und erkunden es neugierig. Die Tante, und eine Tante zeigt uns, wie es läuft: mit einer seitlichen Kurbel aufziehen und schon kreist der Plattenteller. Die Blechdose für die Nadeln ist auch noch da – und eine große Tasche mit Schellackplatten, deren Melodien wir aufsaugen wie Schwämme. Sie kleben an diesem Sommer wie Honig. Schlagertexte durchströmen die Tage wie Verheißungen einer fernen, fremden, anziehenden Welt. Wir singen sie, ohne sie zu begreifen, halb ernst und halb machten wir uns darüber lustig, weil es uns auch verlegen macht Sätze wie „Eine Nacht in Monte Carlo“ oder „Der Wind hat mir ein Lied erzahlt“ zu singen.