Werner Nekes hat mich einmal in der Redaktion besucht und entpuppte sich einmal mehr als Zauberer: Ein Schwarzweiß-Negativbild von Greta Garbo hielt er mir vor die Nase, und ich sollte es eine Minute fixieren, dann die Augen schießen, und siehe da, hatte sich mir das Positivbild der Diva ins Gehirn gestanzt. Was prägt sich ein? Das Unsichtbare, das Gefühlte. Mit allem, was sich in den sichtbaren Motiven verbirgt , werde ich die Geröllschichten zwischen den Dialogpassagen und Kamerabewegungen durch das Gelände rund ums Schloss füllen. Wenn ich nämlich das Lichtbild einer Festung aus der Pioniertagen der Fotografie einsetze, um die Absurdität eines Herrschaftsbaus vom Ende des 18. Jahrhunderts am linken unteren Niederrhein zu verdeutlichen, frage ich auch nach den Menschen, den Bauherren. Den Adeligen, die Jahrhunderte lang Burgen ohne Toiletten (vgl. die Römer) aber mit Verließen errichteten. Niemals wäre es ihnen in den Sinn den Sinn gekommen, ihr komfortables Gottesgnadentum zu hinterfragen. Die Schlossherrin schwebte wohl über alem, immer ein frommes Brevier in Reichweite, weil ja der liebe Gott selbst die Lehenspyramide erfunden hatte . . Einer der Kamine wird geheizt haben, sodass Baronin in feinen Stoffen auftreten konnte. Die Schönen den Herren.
In einem schwerfälligen Gesellschaftgefüge der kulturellen Konventionen erklärt sich von selbst, warum Herrenhäuser nach den Toten die ersten Gegenstand der Fotopioniere waren.
Kritzeleien mit Buntstiften erinnern mich an ein langes Ferngespräch, währenddessen ich das Blatt verwandelte in den Inhalt des Gesagten. Dialogstrom, in die Zweidimensionalität eines Blattes gepresst. Ein Pariser Straßenbild von Eugène Atget hält Zeiten fest, die lang vor meiner Zeit liegen, mir aber so vertraut, als hätte ich dort gelebt.