Alain Platel, Steven Prengels, Berlinde De Bruyckere und Les ballets C de la B befassen sich in einer Produktion, die im Vorjahr bei der Ruhrtriennale gezeigt wurde, um die Zeit vor dem ersten Weltkrieg, in der die alte auf die neue Zeit stößt, die Moderne voranstürmt und überkommene Kunstformen sprengt. Der Komponist Gustav Mahler schien dem Nicht-Choreographen Platel wohl als herausragende Persönlichkeit, in der und in deren Werk sich alle Widersprüche dieser Epoche widerspiegeln. In der Inszenierung stoßen eigentliche und uneigentliche Elemente aufeinander, Gattungsgrenzen sind ohne Belang, ironisch-naturalistische Kuhglocken treffen auf afrikanische Gesänge und die behutsam verfremdete Musik Mahlers..
Körper prallen aufeinander, Körper, die nicht tanzen sondern miteinander ringen und sich völlig verausgaben. Der körperliche Schmerz „spielt“ mit. Während sich die „Tänzer“ malträtieren und schinden – später auch auf berührende Weise liebkosen – werden Passagen von Mahler eingespielt, die für selige Harmonie, ja Idylle stehen. Doch in Platels Inszenierung soll eigentlich nichts zueinander passen. Das Erhabene kollidiert mit trivialen Elementen, die Einheit der Handlung ist ja längst schon perdu; es bleiben Punkte, an denen sich die Tänzer unterschiedlichen Programmen hinzugeben scheinen, um sich dann wieder im Ensemble zu finden. Ach ja, und im Hintergrund, vor einem verschlissenen Bühnenvorhang ist eine Skulptur von Berenice De Bruyckere aufgebaut, zwei Pferdekörper aufeinander gelagert. Leblos? Wir hören Atem, von den Tieren? Die Frage bleibt offen.Was genau bedeutet „nicht schlafen“? Es ist der Ttitel dieser Inszenierung.