Wolfskuhlen wiedersehen

Die Ruine Wolfskuhlen, fotografiert im Vorjahr von Claudia Sper.

Nun wird zurückgespult, in der Hoffnung, dass ich, was in einer wunderbaren Augustwoche vor dreißig Jahren von einer Handvoll Freunden und mir in Szene gesetzt und gefilmt wurde, wieder zusammensetzen kann, angereichert mit anderen Motiven, die Gedanken und Gefühle ausdrücken, die mich in diesem Zeitraum zu der gemacht haben, die ich heute bin. Bilder werden sich hinzugesellen, wie die aufgeladenen Lichtbilder von Claudia Sper, eigene Texte und neue Töne. Die Kulturgeschichte des Ortes, des Wasserschlosses Wolfskuhlen, das auf dem platten niederrheinischen Land just in dem Jahr errichtet wurde, als in Paris die Bastille brannte, endet nach 230 Jahren. Sein heutiger Besitzer konnte das Baudenkmal nicht retten, aber seine Einladung an Künstler der Region, die Räume des Gebäudes zu gestalten, hatte mich seinerzeit neugierig gemacht, und nach einer Besichtigung der Kunst-Räume, gab es kein Halten. Innerhalb kürzester Zeit erklärten sich Freunde bereit, ohne Lohn zu arbeiten. Der Bauunternehmer und Kunstmäzen Klaus Maas kam für die Honorare der beiden Mimen Esther Straimer und Rupert Seidl auf, die Textpassagen aus Peter Weiss’ „Marat / Sade“ spielten. Es war sehr heiß damals, aber wir spürten die Anstrengung nicht, wir hatten eine Idee. Und als die Woche um und das Filmmaterial entwickelt war, schien unsere Mission erfüllt. Vieles kam dazwischen, „Wolfskuhlen“ blieb liegen, dann erstellte Wolfgang Wendland, der auch die Kamera geführt hatte, eine erste Schnittfassung, dann noch eine, die Titel wurden gefilmt, die Töne angelegt, ja und dann blieb die Kopie wieder liegen, lang, lang . . . Aber wie ein Sandkorn im Getriebe brachte der Film sich vor einigen Jahren wieder in Erinnerung und wurde digitalisiert. Nichts weiter. Das Wasserschloss verfiel, es brannte, die Ruine wird heute überwuchert von Pflanzen. Die Natur hat ihr Arreal zurückerobert. Der Dreisprung 1789 1989 2019 passt, finde ich, und so widme ich mich in den nächsten Monaten der Dekonstruktion und Rekonstruktion einer Arbeit, in der viele Persönliches mitschwingt, aber auch Historisches, Poetisches. Auf meiner Homepage www.textcluster.de werde ich von den Fortschritten meiner Arbeit berichten.

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