Spitzenwerke der Klassischen Moderne aus der Sammlung des Kaiser-Wilhelm-Museums gastierten in Erfurt
Die Wanderschaft der „Farbwelten“ ging weiter. Nach ihrer ersten Station Bremen gastierte die Ausstellung in der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt und wie schon in Bremen 10 000 Besucher in die Kunsthalle. Die aus der Sammlung des Kaiser-Wilhelm-Museums (KWM) ausgewählten 55 Meisterwerke der klassischen Moderne zwischen 1891 und 1962 wurden von Besuchern wie auch der örtlichen Presse begeistert aufgenommen, unterstreicht Rita Otto, die Sprecherin der Kunsthalle, und fragt, wann könne eine Institution wie die Kunsthalle schon einen Monet, einen Kandinsky und einen Yves Klein gemeinsam in ihren Räumen begrüßen? Die von Peter Stamm zusammengestellte Auswahl von Gemälden, Arbeiten auf Papier und Skulpturen beleuchtet eine acht Jahrzehnte währende Sammlungsgeschichte, die geprägt ist von den drei Museumdirektoren Friedrich Deneken (1897 bis 1922), Max Creutz (1922 bis 1932) und Paul Wember (1947 bis 1975). Als Vierten im Bunde würdigt Sabine Röder Museumsdirektor Gerhard Storck, der starb, ehe er seine Recherchen über die Ära Creutz’ veröffentlichen konnte. Röder weist ausdrücklich darauf hin, dass ihr Katalogbeitrag darauf basiere. In diesem Text werden Parallelen in der Geschichte der Museen in Erfurt und Krefeld deutlich: Beide wurden Ende der 1890er Jahre gegründet, basieren auf bürgerlichem Engagement und waren ursprünglich dem Kunstgewerbe gewidmet. Der Mönchengladbacher Kunstkenner und -sammler Walter Kaesbach leitete in den1920er Jahren das städtische Museum Erfurt. Die Werke der zeitgenössischen Künstler aus den Vereinigungen „Brücke“ und „Blauer Reiter“ schätzte er besonders. Und weil ihn mit Creutz eine Freundschaft verband, unterstützte er ihn, dem es anfangs schwer fiel, moderne Kunst im Kaiser-Wilhelm-Museum gegen vorherrschende deutsch-nationale und fremdenfeindliche Tendenzen und allgemeine Ressentiments gegenüber der Moderne zu verankern. Nur wenige Monate nach dessen Amtsantritt im KWM, im Jahr 1923, lieh er Creutz für eine Ausstellung zwölf expressionistische Gemälde aus seiner Sammlung, darunter das Bild „Badende in der Bucht“ von Erich Heckel. Von diesem Künstler stammt auch das Plakat „Erste Ausstellung Neuzeitlicher Deutscher Kunst Crefeld“, das er schon 1920 für den Verein Neue Kunst gestaltet hatte. Von 1925 bis 1928 stellte Kaesbach seine gesamte Sammlung dem KWM als Dauerleihgabe zu Verfügung. Im Gegenzug half Creutz ihm bei der Einrichtung der Dauerausstellung seiner Sammlung, die er seiner Heimatstadt Mönchengladbach geschenkt hatte, und verfasste den Stiftungskatalog. Die Anstrengung der beiden Museumsmänner wurden jedoch bald zunichte gemacht .