„Eines Traumes Schatten ist der Mensch“ – dieser Pindar-Spruch fiel mir ein, als mein Blick heute morgen auf das bunt-verschwommene Aufmacherbild der SZ fiel. Es weist auf eine aktuelle Kunst-Ausstellung im Museum Morsbroich hin, die moderne „Geisterwelten“ und „Zeitgespenster“ thematisiert. Hölderlin übersetzt die Genetivkonstruktion als „genitivus subjectivus. Der Mensch ist Subjekt des Traums. Er existiert als das Schattenwesen, dem es in seiner Nichtigkeit eigen ist, nichts als ein Traumbild zu sein.“ (Wolfgang Janke, Archaischer Gesang, Pindar – Hölderlin – Rilke)
Was aber auch bedeutet, dass der Mensch ist, was er hat, und in dieser seiner Vergegenständlichung „irgendwie alles ist“. Mein Interesse entzündet sich nicht so sehr an den Ergebnissen künstlerischer Auseinandersetzung mit übernatürlichen Phänomenen, als an jenen Gespenstern, die in uns hausen, denen wir Gestalt verleihen im künstlerischen Ausdruck, ja denen wir, Schattenwesen selbst, Geschichten erfinden in Bildern und Texten. Gespenstergeschichten . . Wie wohl das unmerklich sich ändernde Verhältnis von Realität und Virtualität sich auf diese Prozesse auswirkt? Es ist, was digitalisierbar ist . .